Nebenniere- ein Fallbeispielt
Februar 24, 2025
Herr S., ein Sportwissenschaftsstudent Anfang 20, kommt zur kinesiologischen Austestung, da er die Ursachen seiner Beschwerden herausfinden will.
Er ist in den letzten Monaten zunehmend müde, schwach und antriebslos. Seine „Rettung“ sind Kaffee, Energy-Drinks“ sowie Kohlenhydrate, die ihn scheinbar kurzfristig stärken und mit deren Hilfe er sich durch den Tag schleppt.

Mehrmals täglich fühlt er sich auch zittrig und ihm ist übel, wenn er dann schnell etwas isst, geht es wieder besser. Besonders belastend ist auch das ständige Gefühl, benebelt zu sein und nicht mehr konzentriert lernen zu können. Sein Sporttraining, das er früher problemlos bewältigte, musste er stark reduzieren – Leistung bringt er fast keine mehr.
Er ist sehr besorgt, weil er in diesem Zustand sein Studium nicht fortsetzen kann.
Auf meine Fragen hin erzählt er noch, dass sich seine Partnerin vor einem Jahr von ihm trennte, was er immer noch nicht ganz verkraftet hat.
In der Austestung über den Autonomen Response Test nach Dr. Klinghardt® zeigen sich die Nebennieren, die Bauchspeicheldrüse und die zugehörigen Hormone Cortisol und Insulin. Die Organe und Hormone sind energetisch erschöpft.
Die Nebennieren sind kleine Drüsen, die auf den Nieren sitzen und Hormone produzieren. Besondere Bedeutung haben die Hormone, die bei der Stressbewältigung helfen, nämlich Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol.
Die Bauchspeicheldrüse schüttet Enzyme und Hormone aus. Sie reguliert über Insulin die Verschiebung der Glukose aus dem Blut in die Zellen und stellt damit die Energieversorgung der Zellen mit Zucker sicher.
Eine Nebennierenschwäche kann durch jede Form des Stresses verursacht werden, z.B. auf körperlicher, seelischer, emotioneller oder energetischer Ebene.
Die Nebennieren arbeiten hart und halten lange durch, wenn aber keine ausreichenden Erholungsphasen eintreten, können die Hormone sich so verbrauchen, dass „gar nichts“ mehr geht.
Ähnlich ist es mit der Bauchspeicheldrüse: wenn sie permanent gefordert ist, Insulin auszuschütten, weil in kurzen Abständen Zucker ankommt, der verschoben werden muss, überlastet sie. Die Zellen werden zusätzlich resistent auf Insulin und öffnen sich nicht mehr so schnell, um den Zucker aus dem Blut hineinzulassen. Dann wird noch mehr Insulin ausgeschüttet und mit der Zeit entsteht eine Insulinresistenz und nicht selten in der Folge Diabetes Typ 2.
Bei Herrn S. testen die Nebennieren mit Priorität. Der wichtigste Faktor ist die emotionelle Belastung durch die Trennung von seiner Partnerin.
In der ersten Sitzung arbeiten wir mit Mentalfeld-Technik¹ nach Dr. Klinghardt® an diesem Thema, um seinen Stress zu reduzieren und die Trennung besser zu verarbeiten.
Zusätzlich zeigt sich ein hoher Bedarf an Nährstoffen, u.a. Vit C, E, B-Vitamine und Magnesium sowie einige pflanzliche Adaptogene².
Das erklärt sich einerseits durch das Sporttraining, andererseits aber auch durch die vermehrte Stresshormon-produktion, die Nährstoffe als Grundlage benötigt und durch die Adaptogene auf ein gesundes Maß reduziert werden soll.
Als dritten Punkt besprechen wir noch einen ersten Schritt für eine bessere Ernährung: er wird versuchen, den Konsum seiner „Aufputschmittel“ Kaffee, Energy-Drinks und Kohlenhydrate zu verringern und auf eine protein- und fettsäurehaltige Ernährung umzustellen.
Die Ausschüttung von Cortisol und Insulin gehen Hand in Hand.
Durch die wiederholte Zufuhr von Zucker und Kohlenhydraten kommt es zu einem Auf und Ab im Blutzuckerspiegel, es entsteht abwechselnd Über- und Unterzuckerung. Wenn Insulin den Zucker nicht mehr schnell und ausreichend in die Zellen verschiebt und diese dann quasi verhungern, macht das Stress: es wird mehr Cortisol ausgeschüttet. Das wiederum regt die Insulinproduktion an. Es entsteht ein Teufelskreis.
Wenn der Blutzucker dann doch in die Zellen gelangt, kommt es schnell wieder zu einer Unterzuckerung. Wenn keine Nahrung zugeführt wird, wird wieder Cortisol ausgeschüttet. Das regt die Leber an, Glykogen, den Speicherzucker, in Glukose umzuwandeln und ins Blut zu verschieben. Bei einer geschwächten Nebennierenrinde funktioniert das alles nicht mehr regelgerecht.

Nach 8 Wochen kommt Herr S. wieder, ihm geht es deutlich besser. Die Ernährungsumstellung fiel ihm zuerst schwer, er machte eine Art kleinen „Entzug“ durch.
Nach einiger Zeit wurden die Unterzuckersymptome mit Schwächeanfällen und Zittrigkeit seltener und verschwanden ganz.
Die Trennung scheint bewältigt zu sein, er hat nach eigener Aussage eine Mitstudentin kennengelernt, mit der er sich eine neue Beziehung erhofft. Seine Konzentrationsfähigkeit ist aber weiterhin unzureichend und auch die Müdigkeitsanfälle sind noch vorhanden, wenn auch um ca. 50% reduziert.
Nun besprechen wir sein Schlafverhalten, das eine Erholung der Nebennieren noch nicht ausreichend zulässt, denn er geht erst weit nach Mitternacht ins Bett.
Ich erkläre ihm den Tagesrhythmus der Cortisolproduktion und die Notwendigkeit, vor 23 Uhr zu schlafen und möglichst oft richtig auszuschlafen.
Das kann er sich gut vorstellen und ist auch mit seinem Studium vereinbar.
Als er nach weiteren 8 Wochen wieder kommt, hat sich sein Zustand fast wieder normalisiert. Seine neue Freundin unterstützt ihn bei der Umsetzung seiner Ernährung und hat ihm auch Entspannungstechniken gezeigt, die er nun anwendet. Sein Konzentrationsvermögen ist zurückgekommen, der Nebel im Kopf ist weg. Er trainiert wieder und achtet dabei sehr darauf, dass er genug Schlaf bekommt, was sich mehrmals in der Woche auch einrichten lässt.
Unsere Teammitglieder, Anwenderinnen der Angewandten Neurobiologie nach Dr. Klinghardt®, unterstützen Sie gerne in Ihren Anliegen.
¹ Die Mentalfeld-Technik nach Dr. Klinghardt®, kurz MFT, ist eine leicht erlernbare Klopfmethode, mit der man bei sich selbst und anderen die schnelle Bewältigung von Stress unterstützen kann
² Adaptogene sind Pflanzenwirkstoffe, die Organ- und Hormonfunktionen in beide Richtungen regulieren: ein Zuviel wird herunterreguliert, ein Zuwenig hinauf